2035 können wir Deutschland zuverlässig zu 100% mit erneuerbaren Energien versorgen: Der größte Baustein, um die Klimakrise zu stoppen. Mehrere Institute zeigen in ausführlichen Studien, wie das Energie-System der Zukunft funktioniert und wie der Weg dahin aussieht.
Was uns besonders überrascht hat? Die Energiewende hat auch wirtschaftlich Vorteile. Es wirkt grotesk, dass die Regierung den Ausbau der Erneuerbaren Energien 2021 immer noch bremst. Können wir auf die Bundestagswahl hoffen?
2035 können wir schon 100% erneuerbare Energie haben.
Auf einen Blick: Unser Energie-System 2035
Wir importieren kein Öl und Gas mehr.
So gut wie alles wird effizient und günstig mit elektrischem Strom betrieben: Industrieanlagen, Heizungen, Autos, LKW, Maschinen, …
Dazu brauchen wir die 2- bis 2,4-fache Menge an Strom im Vergleich zu 2020. Der kommt dezentral v.a. von modernen Windrädern und Photovoltaik-Anlagen. Bürger und Kommunen sind an den Gewinnen beteiligt.
Der Strompreis ist sogar leicht gesunken, denn Wind, Sonne, Wasser und Erdwärme sind günstiger als fossile Energie.
Versorgungssicherheit wird durch intelligente Kombination von Technologien erreicht.
Weit vor 2030 wurde das letzte Kohlekraftwerk abgeschaltet. Es hat sich nicht mehr rentiert. Auch Atomkraft brauchen wir nicht mehr.
Sonne und Wind: Unerschöpfliche saubere Energie
Das letzte Kohlekraftwerk wurde vor 2030 abgeschaltet. Es wurde nicht mehr benötigt und war zu teuer.
Die Energiewirtschaft war 2021 in Deutschland noch für mehr als ein Drittel der schädlichen Treibhausgas-Emissionen verantwortlich. Kohlekraftwerke bliesen durch die Schornsteine gesundheitsschädlichen Feinstaub und Schwermetalle in die Luft. Hinzu kamen noch die Schäden und zerstörte Dörfer durch den Braunkohle-Tagebau.
2035 haben wir 100% erneuerbare Energie.
2020 kam bereits fast die Hälfte des elektrischen Stroms aus klimafreundlichen Quellen: Wind, Sonne, Wasser und Erdwärme.
Weil wir Erdöl und Erdgas durch Strom ersetzt haben, brauchen wir 2 bis 2,4 mal so viel Strom wie 2021.
Dafür haben wir seit 2021 schnell und entschlossen moderne Wind- und Solaranlagen aufgebaut, die sich optimal ergänzen.
Windenergie: Verlässlich sauberer Strom
Moderne Windräder sind höher und größer als alte Anlagen und liefern bis zu 20 mal mehr Energie – auch bei schwachem Wind, nachts und im Winter.
Seit 2022 wurden jährlich 1.500 bis 2.000 Anlagen installiert. Viele ältere Windräder wurden durch moderne ersetzt („Repowering“). 2035 gibt es etwa doppelt so viele Windräder wie im Jahr 2021. Die installierte Leistung wurde damit von 50 GW (2021) auf 200 GW vervierfacht.
Im Durchschnitt versorgt ein Windrad mit 5 Megawatt Leistung eine Kleinstadt mit 20.000 Einwohnern CO2-frei mit Strom.
Windkraft ist Bürgerenergie: Gemeinden und Städte finanzieren mit den Einnahmen aus dem Strom z.B. kostenlose Kitas, Vereine und bessere Freizeitangebote. Auch die Einwohner beziehen günstigen Windstrom und verdienen mit.
Solarzellen auf allen Dächern
2035 gibt es kaum noch Dächer ohne Solarzellen, denn Photovoltaik-Anlagen rechnen sich.
Billiger Strom für alle: Kleine Anlagen auf Einfamilienhäusern produzieren in 2021 für weniger als 10 Cent pro kWh und inzwischen (2035) für unter 6 Cent.
Auch Mieter profitieren vom günstigen Sonnenstrom, dazu musste nur die Politik die Bedingungen schaffen.
Bis zu 300.000 neue Arbeitsplätze sind entstanden: Handwerker haben volle Auftragsbücher. Auch Module, Elektronik und Batterien werden umweltfreundlich in Deutschland produziert und recycled.
Fakten und aktuelle Zahlen zu Photovoltaik lesen Sie auf der Seite des Fraunhofer ISE.
Freiflächen- und Agri-Photovoltaik: Doppelter Nutzen für Natur und Mensch
Im Schatten der Solarmodule: Insektenfreundliche Blühwiesen, Weideland oder Gemüseanbau.
In 2021 wurde noch 14% der Fläche für Energiepflanzen genutzt [FNR|. Auf einer 1 Hektar großen Fläche erzeugen Landwirte heute rund 1 Mio. kWh Solarstrom im Jahr. [Fraunhofer ISE]. Das reicht z.B. für 200 Elektro-Autos mit 25.000 km Fahrleistung.
Zum Vergleich: Würde man auf dem gleichen 1 Hektar großen Feld Raps anbauen und damit Biodiesel herstellen, könnte davon nur ein einziger PKW (6 Liter Verbrauch) rund 30.000 km weit fahren. [Quelle: Fraunhofer ISE]
Landwirte freuen sich über sichere Einnahmen aus dem Verkauf des Stroms. Besonders im Gemüseanbau steigert Halbschatten zudem die Erträge.
Übrigens: Strom aus Freiflächenanlagen wurde schon 2017 billiger als Kohlestrom erzeugt (unter 4 Cent pro kWh) [Quelle: Bundesnetzagentur]. In 2035 werden die Preise vermutlich unter 2 Cent liegen.
Wissenswertes über Agri-Photovoltaik auf der Seite des Fraunhofer ISE.
Fast alles läuft mit Strom.
- Fast alles, wo 2021 noch Öl, Gas, Benzin und Diesel verbrannt wurde, haben wir auf elektrischen Strom umgestellt: Industrieanlagen, Heizungen, Autos, LKW und Busse, auch Traktoren, Baumaschinen, Rasenmäher, …
- Das nennt man Elektrifizierung bzw. man redet auch von Sektorenkopplung.
- Der Grund: Strom ist nicht nur sauberer. Es wird auch viel weniger Energie verschwendet. Strom ist 3-5 mal effizienter – und damit viel billiger – als Biokraftstoffe, Wasserstoff oder synthetische Kraftstoffe („eFuels“). Diese werden 2035 wohl nur dort eingesetzt, wo es nicht anders geht, z.B. in Flugzeugen, Schiffen und einigen Industrieprozessen wie z.B. der Stahlherstellung.
- Durch die Elektrifizierung steigt der Bedarf an Strom. Abhängig davon, wieviel Energie wir zusätzlich importieren, liegt die inländische Stromerzeugung 2035 zwischen 1,5 und 2,4 mal höher als heute [Fraunhofer ISE 2020, sowie Wuppertal Institut 2020].
Wärmepumpen – klimafreundlich und gesund
Wärmepumpen verbrauchen, je nach Typ 3-5 mal weniger Energie, als andere Heizungen. 2035 laufen sie mit 100% Ökostrom. Ein Teil davon kommt direkt aus Solarmodulen auf dem Dach.
Kein Feinstaub, kein Schornstein, kein Tank und nie mehr Öl oder Gas liefern lassen. Und es bleiben mehr Bäume im Wald.
-> Warum es keine gute Idee war, Holz (z.B. in Form von Pellets) zu verheizen
Ladesteckdosen sind 2035 überall selbstverständlich, wo Autos parken.
Autos laden überall, wo wir parken
Autos fahren elektrisch. Verbrennungsmotoren gibt es nur noch in Oldtimern, denn sie verschwenden rund 75% der wertvollen Energie – so wie auch Wasserstoff, der sich aus diesem Grund nie durchgesetzt hat.
Wir laden zuhause mit günstigem Solarstrom, auf der Arbeit oder einfach an der nächsten Laterne.
Solange das Auto am Kabel ist, stabilisiert es das Stromnetz – und verdient damit Geld.
Tankstellen? Wir erinnern uns dunkel an stinkende Hände…
Demnächst: Elektro-Mobilität, Teil der Energiewende
(Foto: BASF). Petrochemische Cracker haben einen enormen Energiebedarf. Sie laufen 2035 klimaneutral mit Strom.
Auch die Industrie profitiert vom günstigen Strom
In den 2020 Jahren waren in vielen Industrieanlagen ohnehin Investitionen notwendig, da sie das Ende ihrer Lebensdauer erreicht hatten.
Eine klare politische Leitentscheidung für den starken Ausbau erneuerbarer Energien sorgte 2022 für Planungssicherheit: Die Industriebetriebe konnten fest mit günstigem erneuerbaren Strom kalkulieren. Also wurden die meisten Anlagen elektrifiziert. Fehlinvestitionen wurden vermieden, die Abhängigkeit von Gas- und Ölimporten wurde reduziert.
Demnächst: Energiewende in der Industrie
Sichere Stromversorgung: Flexibel, smart und zuverlässig.
Durch intelligente Kombination verschiedener Technologien ist die Stromversorgung 2035 sicher und zuverlässig, wie wir es gewohnt sind– auch an trüben windstillen Tagen und im Winter.
- Digitalisierung macht’s möglich: Viele Verbraucher werden „smart“ gesteuert – wer bei flexiblen Stromtarifen mitmacht, wird mit besonders günstigem Strom belohnt. Wer ein Elektro-Auto hat, kann auch damit Geld verdienen: Während das Auto in der Garage steht, stabilisiert es das Stromnetz und verdient mit.
- Verschiedene Technologien werden kombiniert, um Strom effektiv und wirtschaftlich zu speichern – sowohl kurzfristig als auch langfristig. Beispielsweise Pumpspeicherwerke, Batteriespeicher, Lageenergie-Speicher, sehr günstige Wärme- und Eisspeicher, und die saisonale Speicherung von Gas. Bereits 2021 waren ausreichend Kraftwerkskapazität und Speichermöglichkeiten z.B. für Biogas vorhanden. Die Änderung der Vergütungsmodelle führten daher schnell zu einer bedarfsgerechten Stromerzeugung.
- Die Netze werden von der öffentlichen Hand kontrolliert und reguliert. Überhöhte Netzrenditen und der spekulative Stromhandel wurden abgeschafft.
- Weil Strom regional vor Ort erzeugt wird und auch viele kleinere Stromspeicher z.B. in Form von Elektro-Autos über das ganze Land verteilt sind, brauchten viele geplante Überlandleitungen letztlich nicht einmal gebaut zu werden.
Kohle, Öl und Gas bleiben im Boden
Jeden Tag werden 16 Milliarden Liter Öl
nicht mehr
aufwendig gefördert, transportiert, raffiniert – und verbrannt. Auch die Kohle bleibt im Boden.
- Die Erdgaspipeline “Nord Stream 2” wurde fertiggestellt, muss aber nun abgebaut und recycelt werden. Niemand wollte noch teures Gas kaufen.
- Durch die weitgehend autarke Energieversorgung bleibt ein Großteil der Wertschöpfung im Inland.
- Wir sind unabhängig von Gas- und Öl-Staaten wie Russland, Saudi-Arabien oder Aserbaidschan.
Energiewende: Jobmotor und Standortfaktor für unsere Wirtschaft.
Erneuerbare Energie senkt die Strompreise.
Die Kosten für Solar- und Windkraftanlagen und auch Speichertechnologie sinken immer weiter. Eine Studie der FAU Erlangen (2019) ermittelte, dass bereits seit 2014 die erneuerbaren Energien den Anstieg der Strompreise in Deutschland dämpfen.
Die Statistik der Bundesnetzagentur über die Ausschreibungen für erneuerbare Energien zeigte 2017 Preise um 4 Cent pro kWh (seit 2018 wieder erhöht durch Monopolbildung).
-> zur Statistik für Windkraftanlagen
-> zur Statistik für Freiflächen-Solaranlagen
April 2021: Photovoltaikanlagen mit und ohne Speicher gewinnen Zuschläge
Energiewende schafft Arbeitsplätze
Die Umstellung auf erneuerbare Energien ist ein Konjunkturprogramm für einheimische Industrie- und Handwerksbetriebe. 500.000 bis 1 Mio. sichere Arbeitsplätze können nach Ansicht der Wirtschaftsfachleute im Zuge der Energiewende alleine in Deutschland entstehen. Für Planung, Aufbau und Betrieb von kleinen und größeren Anlagen, aber auch im Ingenieurwesen, in der industriellen Fertigung und Recycling-Betrieben. Wir erleben, dass Deutschland als Innovations- und Produktions-Standort wieder attraktiv wird (z.B. Solarmodule, Batterien, Elektro-Autos).
Auch weltweit hat die Energiewende funktioniert!
2019 berechnete eine Studie der Stanford University in Kalifornien zur globalen Energiewende mit aktuellen Daten für 143 Länder, dass diese bis 2050 durch Elektrifizierung aller Sektoren und die Umstellung auf erneuerbare Energien weltweit klimaneutral werden können – bei halbierten Energiekosten.
Weltweit setzte sich erneuerbare Energie Zug um Zug durch. Der Durchbruch war 2020, als erneuerbare Energien u.a. in den USA, China, Indien und Australien günstiger waren als Kohlestrom, und auch in Afrika und Südamerika immer mehr Solar- und Windkraftwerke gebaut wurden. Hier nur einige zufällig ausgewählte Beispiele:
- Februar 2020, Indien: Solarkraftwerk mit Speicher gewinnt Ausschreibung gegen Kohlekraftwerk
- Oktober 2020, China: Weltgrößtes Photovoltaik-Kraftwerk geht ans Netz
- April 2021, USA: Im Ölstaat Texas boomt die Windkraft
Sie möchten mehr über die Energiewende erfahren?
- Tagesschau Podcast „Mal angenommen“ – Nur noch erneuerbare Energie, was dann? Sehr interessante Podcast-Folge, in der z.B. über Bürger-Energie, Speichertechnologien und Stromnetze gesprochen wird: „Drei Viertel der Deutschen haben inzwischen eine eigene Solaranlage oder sind finanziell an Windrädern beteiligt…“
- Prof. Dr.-Ing. habil. Volker Quaschning (HTW Berlin) veröffentlicht auf seinem Youtube-Kanal gut verständliche Videos, sowie den Podcast („Gute Frage“), Vorträge, Fakten und Zahlen zu den Themen Energie, Technologien, Elektromobilität und er bewertet auch die klimapolitischen Maßnahmen.
- Energiedorf Wildpoldsried (Oberallgäu) – Hier haben die Einwohner ihre eigene kleine Energiewende umgesetzt: Windrad am Spielplatz, Energie-Führerschein für Kinder, Dorfwärme aus der Biogasanlage, Windräder, an den die Bürger beteiligt sind und die einen Ertrag von mehreren Mio. Euro erzielen. Die Erträge der PV-Anlage auf der Sporthalle kommen direkt dem Sportverein zugute – was die Mitgliedsbeiträge senkt.
- Dr. Ingo Stuckmann, „Wie werden wir bis 2035 klimaneutral?“ – Die wichtigsten Informationen aus der Studie des Wuppertal-Instituts kurz und verständlich zusammengefasst.
- Fraunhofer ISE: Aktuelle Fakten zur Photovoltaik in Deutschland – Übersichtliche Informationen zu Photovoltaik, die häufigsten Fragen und Antworten, gut verständlich und mit aktuellen Zahlen.
- Agentur für Erneuerbare Energien – Hier werden regelmäßig fundierte Artikel und Berichte z.B. zur Umsetzung der Energiewende vor Ort auf kommunaler Ebene veröffentlicht.
- EEMag Magazin für europäische Energiewende – Hier gibt es umfangreiches und gut aufbereitetes Wissen zu Energiewende, Systemen, Technologien und zur politischen Situation.
Zugrundeliegende Studien
- Wuppertal Instituts für Klima, Umwelt, Energie (2020): „CO2-Neutral bis 2035“
- Fraunhofer ISE (2020): „Wege zu einem klimaneutralen Energiesystem“
- Energy Watch Group (2021): „100% Erneuerbare Energien für Deutschland bis 2030. Klimaschutz – Versorgungssicherheit – Wirtschaftlichkeit”
- HTW Berlin (2015): Potenzial, Kosten und Nutzen von dezentralen Energiespeichern für Solarenergie
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