Ute und Simone sind 2 langjährige Aktive in verschiedenen Bereichen. Sie unterhalten sich über ihre jüngsten Aktionen.
Simone stellte erleichtert fest: „Das war eine lange und aufwändige Kampagne. Aber sie hat sich gelohnt. Wir waren erfolgreich.“
Ute bestätigte: „Ja, das war nicht einfach: Insbesondere, weil ja am Anfang ständig erzählt wurde, wir brauchen die Digitalisierung, um den Klimawandel zu stoppen: Smart homes usw.“
Simone leicht kopfschüttelnd: „Ja, was alles erzählt wurde, wie durch die Digitalisierung weniger Strom verbraucht wird und wie dadurch erreicht werden kann, dass der Strom genau dann verbraucht wird, wenn die Sonne scheint und der Wind weht. Dabei wurde völlig übersehen, dass dieses System sehr störanfällig ist und ein leichtes Ziel von Hackern wird. Dann wäre alles zusammengebrochen. Außerdem sollte dieses System wieder den großen Konzernen dienen, sowohl aus der Energie-, als auch der Computerwirtschaft. Von Datensicherheit, Manipulations- und Überwachungsmöglichkeiten ganz zu schweigen.“
Ute ergänzte: „Auch klimapolitisch wäre das eine Katastrophe geworden, von Klimagerechtigkeit ganz zu schweigen: Für die entsprechende Hardware wären ganz viele Ressourcen benötigt worden, vom Energieverbrauch bei der Verarbeitung ganz zu schweigen. Sinnvolle Recyclingmöglichkeiten waren nicht absehbar. Die Müllberge wären gewachsen, durch Müllexport vor allem im Globalen Süden mit den entsprechenden Umwelt- und sozialen Folgen. Und auch der Energieverbrauch für die entsprechenden Rechner- und Funknetze wäre riesig gewesen.“
Simone bemerkte: „Und beim Thema Klimagerechtigkeit denke daran, dass die Vor- und Nachteile und die Einflussmöglichkeiten sehr ungleich verteilt waren.“
Das konnte Ute nur bestätigen: „Einige Finanzstarke konnten sich all diese Technik leisten: Drohnen, Roboter und sonstige automatisierte Systeme, Totalüberwachung usw. Sie konnten das gesammelte Wissen der Menschen vor Ort abschöpfen, z.B. im Bereich Land- und Forstwirtschaft, Fischfang usw. und konnten das in ihre automatisierten Systeme einspeisen, um großtechnisch möglichst viel zu produzieren und damit den Menschen vor Ort ihre übrigen Ressourcen zu rauben. Andere mussten die übriggebliebenen schlechtbezahlten Tätigkeiten ausüben, auch in der Computerwirtschaft: Stichwort: Clickworker, also schlechtbezahlte digitale Tagelöhner in weltweiter Konkurrenz.“
Simone ergänzte: „In der Logistikbranche, bei Lieferdiensten oder bei sonstigen Dienstleistungen mit Totalüberwachung usw.“
Ute fuhr fort: „Und die großen Konzerne taten so, als ob sie ganz klimafreundlich wären, während gleichzeitig ihre Serverparks immer weiter wuchsen.“
Simone wieder leicht kopfschüttelnd: „Parks ganz ohne Bäume, ohne Gras, dafür mit ganz viel Abwärme und dass bei steigenden Temperaturen.“ Aber schon wieder etwas erleichterter und froher: „Aber glücklicherweise haben wir jetzt die ersten Schritte getan, um diesen Trend umzukehren und mehr die menschlichen Bedürfnisse in den Vordergrund zu stellen. Es geht nicht mehr um das Funktionieren immer komplexerer wirtschaftlicher Systeme allein im Interesse des Profits, das nur durch immer weiteres Wachstum erreichbar ist. Aber wir mussten ganz viele Bereiche erreichen und Menschen aus diesen Bereichen zusammenbringen, damit dies möglich war.“
Ute fing an aufzuzählen: „Da gibt es die vielen Computerfachleute, sowohl im Hardware- als auch im Softwarebereich, also der Technikherstellung als auch der Programmierung. Viele wollten eigentlich etwas Sinnvolles für die Menschen und zur Erfüllung ihrer Bedürfnisse machen. Aber sie sahen keine andere Möglichkeit, ihren Lebensunterhalt zu verdienen, als für diese Konzerne zu arbeiten, obwohl viele damit sehr unzufrieden waren, auch weil sie unter ständigem Druck standen. Glücklicherweise gab es viele Unterstützende aus der Gesamtgesellschaft, die ihnen ermöglichten, ihr Wissen der Allgemeinheit zur Verfügung zu stellen. Diese haben dann auch die besonders Aktiven unterstützt, die die Betriebsbesetzungen organisiert haben. So konnten dann zusammen mit den Computerfachleuten alle Betriebsgeheimnisse veröffentlicht werden und alle Programme wurden Open source, konnten also von jeder Person eingesehen werden. So konnten gemeinsam Schwachstellen und nur dem Profit dienenden Bereiche erkannt und beseitigt werden. So wurde auch der gesamte Bereich zu Gemeingütern (commons, Allmende), der gemeinsam verwaltet wird.“
Simone fuhr fort: „Nicht zu vergessen: Die vielen, die sich an den Betriebsbesetzungen beteiligt haben. Und früher wäre bei solchen Aktionen ganz schnell die Polizei oder, wenn das nichts geholfen hätte, die Armee gekommen, und hätte die Besetzung beendet. Von privaten Sicherheitsdiensten oder bewaffneten sonstigen Banden mal ganz abgesehen. Aber der gesellschaftlich Druck war so groß, dass dies verhindert werden konnte, von ein paar kleinen Zwischenfällen abgesehen. Viele Leute haben sich an Unterschriftensammlungen beteiligt. So konnte gezeigt werden, wie groß der gesellschaftliche Druck ist. Viele klärten all diejenigen Menschen auf, die zwar all die Technik gerne nutzten, aber keine Ahnung über die Zusammenhänge hatten, einige in persönlichen Gesprächen, andere in der Öffentlichkeit. Da erwies es sich als großen Vorteil, dass inzwischen auch viele Medien in Bevölkerungshand waren, unter demokratischer Kontrolle standen, und nicht mehr den Herrschenden, also dem Kapital oder dem Staat, unterstanden. Und nachdem das in einem Land passierte, griff das sehr schnell auf viele andere Länder über. Weil: Wenn Computer, sonstige Chips und Programme weltweit vertrieben wurden, reichte es aus, die Daten an einer Stelle der Allgemeinheit zur Verfügung zu stellen. Dann konnten sie auch von anderen Personen, Gruppen, Institutionen und öffentlichen Einrichtungen genutzt werden. Ja, ganz viele Menschen weltweit waren damit unzufrieden, dass sie von großen Konzernen abhängig waren, um die Möglichkeiten zu nutzen. Aber sie sahen keine andere Möglichkeit. Und selbst wenn es welche gab, waren diese häufig aufwändig oder nicht weit verbreitet. Es gab ja schon in der Vergangenheit viele Versuche. Aber sie mussten häufig aufgegeben werden, weil nur eine kleine Minderheit diese genutzt hatte, es somit ein Nischenprodukt blieb, was mit den Systemen, die die meisten Personen nutzten, nicht kompatibel war. Aber jetzt haben wir die Möglichkeit, all die vielen Ansätze miteinander zu verbinden.“
Ute fuhr fort: „Ja, jetzt haben wir angefangen, uns zu überlegen, was wir wirklich brauchen. Es geht nicht mehr darum, möglichst viel Technik einzusetzen, sondern nur dort, wo es notwendig und sinnvoll ist. So kann das möglichst ressourcenschonend geschehen. Ja, wir haben nicht über alle ausgelieferten technischen Geräte und Programme die demokratische Kontrolle. Vieles kann immer noch für sehr gefährliche Zwecke, auch als Waffe oder für sonstige Zerstörungen und Bespitzelungen genutzt werden. Aber wir wissen, was es gibt und wie sich dagegen gewehrt werden kann. Außerdem haben diejenigen, die nicht unter demokratischer Kontrolle stehen, kaum noch Möglichkeiten, Fehler und Probleme zu beheben und Reparaturen durchzuführen. Deshalb müssen wir weiterhin wachsam sein. Aber wir sind auf einem guten Weg.“
Simone bestätigte: „Du sagst es. Aber neben der Verteidigung des bisher Erreichten haben wir uns ja schon den nächsten Aufgaben zugewandt: Wenn wir die Computerwirtschaft unter demokratischer Kontrolle gebracht haben, kann auch die computergesteuerte Landwirtschaft nicht mehr so weitermachen wie bisher. So kann die weitverbreitete naturnahe solidarische Landwirtschaft gestärkt werden, insbesondere die Permakultur. Und wir können auch die Erfahrungen aus der Demokratisierung der Computerwirtschaft und anderer Bereiche auch für die Demokratisierung der Landwirtschaft nutzen.“
Ute ergänzte: „Dazu gehört auch eine gerechte Landverteilung. Auch das Land ist ein Gemeingut, kein Privatbesitz. Und zu diesem Zweck können wir auch die jahrzehntelangen Erfahrungen der Bewegung der Landlosen und Kleinbäuer*innen aus dem Globalen Süden nutzen.“
Ja, Ute und Simone und vielen weiteren Aktiven wird es sicher auch in den nächsten Jahrzehnten nicht langweilig. Sie haben noch viel zu tun. Aber ihre Lebensgrundlagen sind ja inzwischen gesichert. Und allmählich werden sie auch die übrigen Bereiche unter demokratischer Kontrolle bringen, also in Gemeingüter (commons, Allmende) umwandeln, damit sie den Bedürfnissen der Menschen, auch zukünftiger Generationen, und nicht mehr dem Profit des Kapitals dienen. So können die bisherigen Schäden beseitigt werden und eine glückliche Zukunft für alle erreicht werden.
Einfach / langweilig wird es sicher nie. Aber die Aufgaben sind lösbar. Diese Aktivitäten werden ja als sinnvoll und bereichernd erlebt, während früher sie eher frustrierend und belastend waren und als sinnlos empfunden wurden. Da dienten ja viele Aktivitäten eher den Kapitalinteressen. Oder, wenn sie einer besseren Gesellschaft dienen sollten, waren sie eher nicht so erfolgreich, wurden in der breiten Öffentlichkeit totgeschwiegen oder verächtlich gemacht. Nur wenige ließen sich davon nicht entmutigen, sondern merkten, dass es für sie bereichernd ist, wenn sie Ungerechtigkeit nicht hinnahmen, sondern sich für eine solidarischere gerechtere Gesellschaft einsetzten. Inzwischen konnten sie das ganz vielen anderen Menschen vermitteln. So wurden sie ermutigt, selbst aktiv zu handeln. Gemeinsam konnten und können sie viel erreichen. Früher gab es diese Erfahrungen eher in den Ländern des Globalen Südens und jeweils nur kurzzeitig in den reicheren Ländern. Aber jetzt ist dies weltweit und dauerhaft.
Ganz viele Menschen erleben, wie ihr gemeinsamer Einsatz für eine solidarischere gerechtere Welt sie glücklich macht.
Hinterlasse einen Kommentar